Noch nie war das Raucherleben so hart wie zur Zeit: Warnhinweise auf Zigarettenpackungen, Rauchfreie Zonen in öffentlichen Gebäuden, Preissteigerungen und fast tägliche Hiobsbotschaften in den Medien, Nichtraucher sind verärgert über ihre rauchenden Mitbürger. Und trotzdem steigen die Zahlen der Raucher. Weltweit fangen täglich etwa 100.000 Jugendliche mit dem Rauchen an. Das durchschnittliche Einstiegsalter liegt bei 13 Jahren. Die Zahl der rauchenden Mädchen und Frauen steigt rapide und damit auch das Lungenkrebsrisiko der weiblichen Bevölkerung. Jugendliche werden schneller abhängig als bisher angenommen.
Frau Z. ist seit drei Monaten rauchfrei. Sie geht in Gedanken versunken in der Nähe ihrer Wohnung einer schmalen Straße entlang. Sie sieht ein kleines Geschäft, lenkt ihre Schritte über die Straße, tritt ins Geschäft ein, verlässt es nach kurzer Zeit wieder, findet sich erneut auf der Straße und wacht aus ihren Gedanken auf. Was hat sie gerade getan? Nach drei Monaten ohne Zigarette ist sie gedankenverloren in den Laden eingetreten und hat eine Stange ihrer alten Zigarettenmarke gekauft, obwohl sie doch seit drei Monaten nicht mehr raucht und auch gar kein Verlangen mehr danach hat. Aber jahrelang hat sie in diesem Geschäft jeden dritten Tag ihre Ration Zigaretten eingekauft. Und weil sie so in Gedanken versunken war, hat sie die alte Gewohnheit wieder eingeholt. Die kopfschüttelnde Verkäuferin hat die Stange Zigaretten zum Glück wieder zurückgenommen.
Die kleine Begebenheit zeigt, wie stark uns Gewohnheiten prägen können. Und Rauchen ist eine sehr prägende Gewohnheit. Wenn man zwanzig Mal im Tag oder leider oft auch öfter die Zigarettenpackung hervorholt, eine Zigarette rausklopft, sie zwischen die Lippen steckt und anzündet, den ersten tiefen Zug inhaliert …
Das ritzt mit der Zeit eine tiefe Rille in die Nervenbahnen des Gehirns. Sie gleicht bald einem ausgetreten, harten Weg. Es ist nicht mehr leicht, ihn zu verlassen. Man ist abhängig geworden. Aber unmöglich, den ausgetreten Pfad zu verlassen ist es nicht.
Rauchen als Gesundheitsproblem
Nikotin ist ein starkes Gift. Es beschleunigt die Herztätigkeit, greift Gefäß- und Nervensystem an. Arteriosklerose ist die Folge. Werden die Arterien in den Beinen verengt, führt das zum bekannten Raucherbein. Starke Schmerzen sind die Folge. Hoher Blutdruck, Schlaganfälle und Impotenz sind weitere Folgen der Arteriosklerose. Zahlt sich der kurze Genuss des Rauchens aus?
Noch schlimmer ergeht es der Lunge. Zuerst tritt nur Leistungsschwäche, Atemnot und Husten auf. Bald kommt eine chronische Bronchitis dazu. 90% aller Menschen, die an chronischer Bronchitis leiden, sind Raucher oder Exraucher. Der Rauch lähmt die Flimmerhärchen der Atemwege, die Lunge produziert übermäßig viel Schleim, Auswurf und Kurzatmigkeit gesellen sich dazu. Wird weiter geraucht, entsteht COPD – chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Laut WHO ist das weltweit die viert häufigste Todesursache. Die Flimmerhärchen in den Bronchien werden zerstört, die Schleimhaut der Lungenbläschen zurückgebildet, sie fallen zusammen. Die entzündete Schleimhaut der Bronchien verdickt sich. Es kann nicht mehr genug Sauerstoff aufgenommen werden. Durch das Fortschreiten der Krankheit wird auch noch das Herz in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt wird die Situation lebensbedrohlich. Es entstehen Wasseransammlungen in den Beinen und im Bauchraum. Wer jetzt aufhört mit dem Rauchen, kann sich gerade noch retten. Ist Lungengewebe durch ein Emphysem einmal zerstört, kann es nicht mehr regeneriert werden.
Weitere verheerende Folgen des Rauchens ist Krebs. Man schätzt, dass 30% aller Krebsfälle auf Rauchen zurück zu führen sind und weitere 30% auf falsche Ernährung. Beide Risikoarten können wir ausschalten oder wenigstens minimieren.
Rauchen ein soziales Problem
In der Mitte des letzten Jahrhunderts war das Rauchen sozial viel stärker akzeptiert als heute. Davon zeugen die sogenannten Rauchzimmer, in das sich vor allem die Männer nach dem Essen zurückzogen. Auch der Smoking leitet sich vom Rauchen ab. Er wurde von den Männern übergezogen, um ihre Kleidung vor dem Rauch zu schützen.
Es wird immer wieder betont, dass das Rauchen ein großer wirtschaftlicher Faktor bei den Einnahmen eines Staates spiele. Denken wir an die Tabaksteuer oder an die Umsätze in der Tabakindustrie, angefangen vom Tabakbauern über die Zulieferer des Filterpapiers und sonstiger Rauchutensilien. Aber die volkswirtschaftlichen Schäden wie etwa Ausfälle durch Krankheiten, Missbildungen von Neugeborenen, Reinigung von öffentlichen Plätzen und vieles mehr, übertreffen die Einnahmen durch die Steuern um ein Vielfaches.
Passivrauchen
Das erzwungene Mitrauchen in verrauchten Räumen durch Nichtraucher, ist gar nicht harmlos, wie viele umfangreiche Untersuchungen ergeben haben. Besonders Kinder, die ungeborenen eingeschlossen, leiden sehr unter dem passiven Mitrauchen. Ist das kurze Vergnügen einer gerauchten Zigarette wirklich mehr wert als die Gesundheit unserer Kinder?
Einstieg in den Drogenkonsum
Nikotin gleicht chemisch gesehen dem Neurotransmitter Acetylcholin. Neurotransmitter sind Substanzen, die der Erregbarkeit der Nerven dienen. Nikotin kann leicht die Blut-Hirnschranke überwinden und an den Rezeptoren für Acetylcholin andocken und Reaktionen auslösen. So gesehen kann Nikotin wirklich kurzfristig die Hirnleistung steigern und die Stimmung heben durch Ausschüttung anderer Neurotransmitter. Die Gefahr ist groß, dass man bald größere Mengen an Nikotin braucht, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Zudem ist Nikotin die Einstiegsdroge Nummer 1 in das Inhalieren illegaler Drogen. Wer gar nie anfängt zu Rauchen, ist zu einem großen Teil vor diesen Drogen geschützt. Praktisch alle Konsumenten von Rauschdrogen rauchen Zigaretten. Die Erwachsenen haben hier wirklich eine sehr große Vorbildfunktion, wenn sie sich ganz klar auf die Seite der Nichtraucher stellen ihren Kindern zu liebe. Es sind unsere Kinder und Jugendlichen, die mit dem Rauchen anfangen. Der Anteil an Neueinsteigern im Erwachsenenalter ist verschwindend klein. Rauchende Kinder und Jugendliche gibt aber leider rauchende Erwachsene. Darum gilt es, unsere Kinder zu schützen. Das größte Motiv, mit dem Rauchen nie anzufangen oder aufzuhören, sollte die Liebe zu den eigenen Kindern sein.
Welche Menschen werden abhängig oder süchtig? Das versucht man wissenschaftlich in den Griff zu bekommen. Es gab mehrere Versuche, eine Suchtpersönlichkeit zu definieren. Das ist aber sehr schwierig und auch unbefriedigend. Schon eher befriedigt das Wahrscheinlichkeitsmodell. Das bedeutet, dass über eine längere Zeit verschiedenste ungünstige Bedingungen zusammentreffen müssen, so dass ein Suchtverhalten entstehen kann. Sucht betrifft auch immer die ganze Familie. Alle Mitglieder sind wie bei einem Mobile miteinander verbunden. Gerät ein Teil aus dem Gleichgewicht, sind alle anderen mit betroffen. Auch dieser Vergleich zeigt, wie wichtig es ist, Familie zu leben. Dazu gehören auch gepflegte Rituale, auf die man sich immer wieder freuen kann. Vorfreude wirkt sehr stark. Der Aufwand für solche Rituale muss nicht groß sein. Er muss aber von Herzen kommen.
Gesprächsfähigkeit sollte ebenfalls groß geschrieben werden in einer Familie. Jeder sollte über seine eigenen Gefühle, Einstellungen und Lösungen in Konfliktfällen reden können. Damit ist der Bogen zum Raucherleben wieder geschlossen. Auch hier entstehen viele Konfliktsituationen, wenn etwa nur ein Familienmitglied raucht. Bekannt ist das Bild des zitternd auf dem Balkon stehenden Rauchers. Steht er freiwillig draußen oder nur unter Zwang? Es gibt immer verschiedene Blickwinkel, etwas zu betrachten.
Persönliche Freiheit
Schränken Rauchverbote an öffentlichen Plätzen die persönliche Freiheit ein? Ist es nicht auch ein Recht, wenn jemand in einer rauchfreien Umgebung sitzen möchte? Der Rauch kennt leider keine Grenzen. Bekanntlich hört die Freiheit des einzelnen dort auf, wo die Freiheit des nächsten beginnt. Von beiden Seiten ist Toleranz notwendig. Aber angesichts der negativen Folgen des Rauchens: Wäre es da nicht besser, den letzten Glimmstängel ausgedrückt zu haben? Meine herzlichste Gratulation jedem, der es schafft. Wenn es nicht im Alleingang geht, dann bieten bereits viele Stellen ihre Hilfe an; zum Beispiel die Liga Leben und Gesundheit, Krankenkassen und Ärzte.
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